
Laura Fiorio
My Fascist Grandpa
Laura Fiorio (*1985) ist eine interdisziplinäre Künstlerin mit Wohnsitz in Berlin und Verona, die mit Fotografie, Performance und relationalen Praktiken arbeitet. In ihren Projekten setzt sie sich mit Archivmaterial auseinander und hinterfragt Machtstrukturen, die den Prozessen des Erinnerns, der politischen Nutzung von Geschichte und ihrem kritischen sowie transformativen Potenzial innewohnen. Ihre Arbeiten schaffen kollaborative Narrative, indem sie die Verflechtungen zwischen individuellen und institutionellen Geschichten sichtbar macht und Diskurse über kulturelles Erbe anstößt. Fiorio studierte Performing Visual Arts in Venedig, Art and Social Work in Berlin und absolvierte ein postgraduales Studium in Decolonizing Architecture in Stockholm.
In ihrem Langzeitprojekt My Fascist Grandpa untersucht sie das Konzept des „schwierigen Erbes“ und verbindet dabei persönliche und öffentliche Dimensionen durch die Auseinandersetzung mit Familienarchiven und Denkmälern. Ausgangspunkt des Projekts war die Entdeckung der Familiengeschichte ihres Großvaters, der , während der Äthiopien-Kampagne 1937 in der faschistischen Armee gedient hatte. Als Reaktion darauf entwickelte sie ortsspezifische Projektionen versteckter Fotografien, die auf dem Borgo-Rizza-Kulturerbe gezeigt wurden – einem Bauwerk, das in den 1930er-Jahren von der faschistischen Entität der Kolonisierung errichtet wurde.
Die Projektionen luden dazu ein, über Familiengeschichten und kollektive Erinnerungen nachzudenken. Durch die Einbindung lokaler und internationaler Teilnehmer*innen wurden vielfältige Diskussionen angeregt, unter anderem durch Collagen, Live-Paintings und schriftliche Arbeiten. Fiorio verfolgte dabei das Ziel, lang verborgene Narrative sichtbar zu machen und neu zu interpretieren.
Fiorios Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem bei der Biennale, Sale Docks (Venedig), CeCuT (Tijuana), Shanti Road (Bangalore), dem Festival Internacional de Fotografía (Valparaíso) sowie in Kooperation mit dem ECCHR und dem Haus der Kulturen der Welt (Berlin). Fiorios soziales Engagement in Projekten mit Gefangenen, Geflüchteten und obdachlosen Menschen in Mexiko, Italien und Deutschland macht einen wichtigen Teil ihrer künstlerischen Praxis aus.